Historisch-politische Blätter
für das katholische Deutschland
München Bd. 1. 1838 – Bd. 171 1923
(Kultur – Literatur – Politik ; 18)
159.950 Seiten auf 1.762 Mikrofiches
2004, ISBN 3-89131-455-8
Diazo negativ: EUR 6.800,–
(ohne Mwst.)
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EUR 8.092,–
(inkl. Mwst.)
Silber negativ: EUR 8.160,–
(ohne Mwst.)
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EUR 9.710,40
(inkl. Mwst.)
Anfang des 19. Jahrhunderts setzte eine katholische Kulturbewegung ein, die sich zunächst in einigen wenigen Zentren entwickelte. In München war dieses Zentrum der Kreis um Joseph Görres und Franz von Baader. Das Sprachrohr des Görreskreises waren die 1838 gegründeten Historisch-politischen Blätter. Ihre Artikel umspannen ein weites Spektrum, wobei ein deutlicher Schwerpunkt im Bereich der Geschichte, der Kultur und Politik, insbesondere dem Verhältnis von Staat und Kirche, liegt. Die Gründer und ersten Herausgeber der Zeitschrift waren Karl Ernst Jarcke und Georg Philipps. Jarcke, neben Joseph Görres der wichtigste Mitarbeiter, prägte das Blatt vor allem durch seine Beiträge, meist »Zeitläufte« oder »Glossen zur Tagesgeschichte« betitelt. Die Redaktion besorgten Georg Philipps und Guido Görres. Durch die stets gegenwärtigen und prägnanten Standortbestimmungen der Herausgeber und wichtigsten Mitarbeiter hatte die Zeitschrift maßgeblichen Anteil an der Ausbildung des politischen Katholizismus. Gegründet als Kampfblatt, wurden sie bald zum Symbol des erwachenden und wachsenden katholischen Lebens in Deutschland.
Das Phänomen einer überaus starken Prägung des Blattes durch die jeweiligen Herausgeber zieht sich durch den gesamten Erscheinungszeitraum. Unter Edmund Jörg, der die Zeitschrift ab 1903 leitete, war die Ausrichtung großdeutsch, föderalistisch und katholisch. Unter seinem Nachfolger, Georg Maria Jochner, war gegen Ende des Kaiserreichs eine gewandelte Grundhaltung festzustellen. Er richtete das Blatt konsequent katholisch und national-legitimistisch-monarchisch aus. Politisch bestanden enge Verbindungen zur Bayerischen Patriotenpartei und ab 1887 zum Zentrum in Bayern. Nach 1918 sah man sich aber durch kein politisches Lager adäquat vertreten, denn zur neugegründeten Bayerischen Volkspartei hatten die Historisch-politischen Blätter ein eher kritisches Verhältnis, und das Zentrum war bereits 1917 wegen seines Bündnisses mit Liberalen und SPD in die Kritik geraten.
Gemessen an der Auflagenhöhe, die im wesentlichen zwischen 1500 und 2000 Exemplaren lag, erscheint die meinungsbildende Wirkung der Historisch-politischen Blätter möglicherweise erstaunlich. Tatsächlich verfügte die Zeitschrift über wesentlich mehr Leser, als die Auflagenhöhe glauben läßt. Sie wurde in Bibliotheken, Priesterseminaren und katholischen Verbindungshäusern gehalten und fand auch im Ausland reges Interesse. In den Lesern der Historisch-politischen Blätter verkörperte sich die katholische Elite Deutschlands.
Das Ende der Zeitschrift 1923, kurz nach dem Tode Jochners, könnte symptomatisch dafür sein, daß die in den Historisch-politischen Blättern vertretenen politischen Grundideen in der Weimarer Republik immer weniger Anhänger fanden. Der hochkonservative Teil des politischen Katholizismus war zu dieser Zeit weitgehend erloschen.