Die Musikdrucke (1631–1830) und Mozartsammlung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
1463 Drucke mit 108.306 Seiten
incl. MARC Titeldaten
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Oktober 2012, ISBN 978-3-89131-523-1
Erwerb: EUR 9.900,– (exkl. Mwst.) / EUR 11.781,– (inkl. Mwst.)
Jahreslizenz: EUR 990,– (exkl. Mwst.) / EUR 1.178,10 (inkl. Mwst.)
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Musikdrucke 1631 bis 1830 und Mozartsammlung
Die Sammlung umfasst insgesamt 463 Musikdrucke vom Dreißigjährigen Krieg bis zum frühen 19. Jahrhundert. Mit 205 Werken aus den Jahren 1751 bis 1800 liegt der zeitliche Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Aus den Jahren 1631 bis 1700 stammen 13 Musikdrucke, 47 sind zwischen 1701 und 1750 erschienen, und aus den Jahren 1801 bis 1830 liegen 198 Drucke vor.
Da mittlerweile alle Mozart-Sammlungen der Stadt in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vereint sind, steht Wolfgang Amadeus Mozart mit 160 Musikdrucken unter den Komponisten der Sammlung mit Abstand an der Spitze, daneben sind noch eine Reihe von Werken aus seinem Umfeld enthalten. Einen zweiten Hauptbestandteil der Sammlung bildet die Tradition des Augsburger Musikverlagswesens mit annähernd 200 Drucken, davon wurden allein von den beiden bedeutendsten Augsburger Musikverlagen dieses Zeitraums, Lotter und Gombart, fast 100 Drucke herausgebracht. Augsburg war im Zeitraum vom ausgehenden 17. bis frühen 18. Jahrhundert vor allem der Druckort süddeutscher Klosterkomponisten, so dass die katholische Kirchenmusik dominiert.
Neu im Bestand sind die Sammlungen des Mozarthauses, daneben auch die der deutschen Mozart-Gesellschaft und der Mozartgemeinde Augsburg. Ein wesentlicher Teil davon war im Vorbesitz von Dr. Maximilian Zenger (1888–1955). Die nach ihm benannte Sammlung enthält eine Reihe wichtiger Erst- und Frühdrucke (Klavierauszug oder Partitur) besonders von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Rund ein Drittel der etwa 320 Drucke stammt aus der Frühzeit (18. Jahrhundert: 49; 1800–1810: 66).
Vertreten sind sehr viele der wichtigen Verlage: André (Offenbach), Artaria & Comp. (Wien), [Günther &] Böhme (Hamburg), Breitkopf [& Härtel] (Leipzig), Götz (Mannheim), Heckel (Mannheim), Hoffmeister [& Comp.] (Wien), Peters (Leipzig), Schlesinger (Berlin), Schlesinger (Paris), Schmidt und Rau (Leipzig), Schott (Mainz), Schröder (Braunschweig), Sieber (Paris) und Simrock (Bonn).
Von der Mozart-Sammlung abgesehen lässt sich die Provenienz in vielen Fällen nicht mehr eindeutig klären. Für eine Reihe von Musikdrucken sind als Vorbesitzer Klöster und Stifte aus Augsburg und Ostschwaben auszumachen, manches stammt auch aus dem Besitz Augsburger evangelischer Institutionen und Musikdirektoren.
Einige Glanzlichter der Sammlung
Bei den musiktheoretischen Werken und Lehrbüchern sind zu nennen: Athanasius Kirchers (1602-1680) Musurgia universalis, Rom 1650; Adam Gumpelzhaimers (1559-1625) Compendium Musicae, Augsburg 1675; Daniel Mercks (1697-1712) Compendium musicae, Augsburg 1695; Giacomo Carissimis (1605-1674) Ars Cantandi in deutscher Ausgabe, Augsburg 1708; Johann Joseph Fux' (1660-1741) Gradus ad Parnassum, Wien 1725; Meinrad Spieß' (1683-1761) Tractatus musicus Compositorio-practicus, Augsburg 1746; Leopold Mozarts (1719-1787) selbstverlegter Versuch einer gründlichen Violinschule, Augsburg 1756, einschließlich späterer, auch fremdsprachiger deutscher Ausgaben sowie Jakob Adlungs (1699-1762) Anleitung zu der Musicalischen Gelahrtheit, Erfurt 1758.
Bei den Notendrucken sind besonders hervorzuheben: Jakob Scheiffelhuts (1647-1709) erste Suitensammlung Musicalischer Gemüths-Ergötzungen Erstes Werck, Augsburg 1684; Johann Speths (1664-nach 1720) Fugen- und Toccaten-Sammlung Ars magna, Augsburg 1693 oder die weltlichen Liedsammlungen von Christoph Rheineck (1748-1797), einem der bedeutendsten Vertreter der frühen schwäbischen Liederschule.
Unter den 70 Drucken geistlicher Musik des 18. Jahrhunderts verdienen jeweils mehrere Werke Valentin Rathgebers (1682-1750), Johann Melchior Dreyers (1746-1824) und Johann Anton Kobrichs (1714-1791), drei der Erfolgskomponisten der in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts führenden Musikverlages Lotter, besondere Erwähnung, im frühen 19. Jahrhundert sind noch zahlreiche kirchenmusikalische Kompositionen von Franz Bühler (1760-1823) zu nennen.
Bei Gombarts frühen Verlagsprodukten in der Augsburger Zeit ragen neben mehreren Werken von Adalbert Gyrowetz (1763-1850) und Ernst Häußler (1760/61-1837) besonders die Erstdrucke von W. A. Mozarts KV 247, 452 und 287 (271h) heraus.
Bei Lotters Eigenverlagsprodukten ist der Stimmendruck von Mozarts Messe KV 193, Augsburg 1793, der früheste einer Mozart-Messe überhaupt. Ludwig van Beethoven (1770-1827) ist u.a. mit der Erstausgabe seiner Antonio Salieri (1750-1825) gewidmeten Sonaten, Wien 1798 (?), vertreten.
In die früheste Zeit der Lithographie gehört die Erstausgabe von C. M. v. Webers VI Variationen, in München 1800 von Alois Senefelder hergestellt, daneben befinden sich noch weitere frühe Musikdrucke dieses Komponisten im Bestand.