Eulenspiegel Stuttgart (1848 – 1853)
Der wieder auferstandene Eulenspiegel/Eulenspiegel
Stuttgart (1862 – 1863)
Beilagen: Stuttgarter Wochenblatt 1863; Stuttgarter literarisches
Wochenblatt 1863
zusammen 1.627 Seiten auf 18 Mikrofiches
1998, ISBN 3-89131-281-4
Diazo negativ: EUR 140,– (exkl. MwSt.) / EUR 166,60 (inkl. MwSt.)
Silber positiv: EUR 190,– (exkl. MwSt.) / EUR 226,10 (inkl. MwSt.)
Ohne Frage gehört der Eulenspiegel zu den am besten getexteten und illustrierten politisch-satirischen Zeitschriften, die die gemeinhin als »Revolution« bezeichneten verschiedenen Aufstände, Erhebungen und Reformversuche der Jahre 1848/49 in Deutschland hervorgebracht haben. Sowohl hinsichtlich seiner scharfen, lakonisch präzisen Wortbeiträge als auch wegen seiner außerordentlich prägnanten, auf hohem künstlerischen Niveau stehenden Karikaturen muß das Blatt in die erste Garnitur der Satire-Periodika jener Jahre eingereiht werden.
Es erschien in Stuttgart, im Südwesten Deutschlands, der bekanntlich jener »Revolution« durch vielerlei Bewegungen, Fortschrittsexperimente und Umsturzversuche besonders verbunden war. Entsprechend seine Themen: vorab die badische und württembergische Politik, aber auch die zeitgenössischen großdeutschen und kleindeutschen Vorgänge, das Leben der aufrechten »Kleinen« so gut wie das der unaufrichtigen »Großen« im mokanten Zerrspiegel.
Der
Eulenspiegel, der sich der Staatsgewalt gegenüber taktisch untertreibend und vorsichtshalber zunächst nur als vermutlich eher harmloses »Volks-, Witz- und Carricaturenblatt« bezeichnete, der erst später, ab 1850, deutlicher wurde, als er sich »Ein satyrisches Volksblatt« nannte, kam von Jahresbeginn 1848 bis zum August 1853 regelmäßig wöchentlich heraus, die Nummer zu vier Seiten, wie üblich. Für die Redaktion des vorzüglich aufgemachten Blattes war einerseits der Schriftsteller Ludwig Pfau verantwortlich, andererseits der Zeichner
Julius Nisle, von dem auch der Hauptteil der Illustrationen stammt – beides klingende Namen im schwäbischen Ambiente. Natürlich hatte man, was bei derartigen Inhalten leicht erklärlich ist, heftig unter dem Griff der Polizei und Zensur zu leiden, immer wieder war ein Beitrag den Gesetzes- und Ordnungshütern zuwider, nicht wenige Nummern wurden konfisziert und mußten durch veränderte, abgemilderte zweite oder gar dritte Auflagen ersetzt werden. Dennoch überstand der
Eulenspiegel
das Ende der »Revolution« und auch noch den Beginn des Wiedererstarkens der »Reaktion«, erst 1853 kam es zum endgültigen Verbot der Zeitschrift, die mit allen Formen der zeitgenössischen fortschrittlichen Satire spielt und heute Quellenmaterialien von verblüffend unverbrauchter Frische bereitstellt.
Eine spätere Wiederaufnahme,
Der wieder auferstandene Eulenspiegel, brachte es unter der Redaktion von
Emil Ebner zwischen 1862 und 1864 auf zweieinhalb Jahrgänge, zuletzt wieder unter dem alten Titel, nun aber in veränderter politischer Umgebung, schon weit weg von den schönen Idealen und den schrecklichen Bedrängnissen der »Sturmjahre«, zahmer geworden, aber keineswegs nur einer der öfter anzutreffenden Nachzügler, sondern immer noch höchst eindrucksvoll als Zeitzeuge.
Alfred Estermann