Die Hebraica und Judaica der Sammlung Tychsen und der Universitätsbibliothek Rostock
– Die altjiddische (jüdisch-deutsche) Literatur –
hrsg. von der Universitätsbibliothek Rostock, bearbeitet von Hermann Süß und Heike Tröger
397 Titel mit ca. 48.000 Seiten
inkl. MAB2/MARC-Titeldaten
Online
2010, ISBN 978-3-89131-517-0
Erwerb: EUR 4.680,– (exkl. Mwst.) / EUR 5.007,60 (inkl. Mwst.)
Jahreslizenz: EUR 468,– (exkl. Mwst.) / EUR 500,76 (inkl. Mwst.)
Online-Edition
Mikrofiche Edition
846 Mikrofiches, 2001, ISBN 3-89131-377-2
Silber negativ: 4.680,– (exkl. Mwst.) / EUR 5.569,20 (inkl. Mwst.)
Diazo negativ: 1.950,– (exkl. Mwst.) / EUR 2.320,50 (inkl. Mwst.)
Katalog / Inhalt
Der Katalog zur Edition kann beim Verlag bestellt werden:
Die altjiddischen (jüdisch-deutschen) Drucke der Universitätsbibliothek Rostock / Bearbeitet von Hermann Süß und Heike Tröger.
Tychsen und Rostock
Im Jahr 1817 erwarb die Universität Rostock die Privatbibliothek und den handschriftlichen Nachlaß Oluf Gerhard Tychsens (1734–1815). Tychsen wirkte ab 1760 an der soeben neugegründeten kleinen mecklenburgischen Universität Bützow und wurde 1763 zum ordentlichen Professor für orientalische Sprachen berufen. Darüber hinaus war er ab 1770 als Bibliothekar tätig, zunächst in Bützow, nach der Wiedervereinigung der Universitäten Rostock und Bützow im Jahre 1789 in Rostock.
Tychsens private Bibliothek umfaßte bei seinem Tod ca. 10.000 Bände. Seine hervorragenden bibliographischen Kenntnisse einerseits und seine Sammelleidenschaft andererseits haben einen Bücherschatz entstehen lassen, der weit über das Gewöhnliche hinausreicht. Abgesehen vom Verkauf einiger Dubletten im 19. Jahrhundert ist dieser Bestand bis heue nahezu vollständig erhalten. Aus dieser Sammlung stammt der Kern des Hebraica- und Judaicabestandes der Universitätsbibliothek Rostock. Er wird ergänzt durch Bücher aus den Bibliotheken der mecklenburgischen Herzöge und eigene Erwerbungen.
Der Bestand der vor 1900 erschienenen Hebraica und Judaica der Universitätsbibliothek Rostock umfaßt ca. 2.600 Werke und stellt eine der qualitativ bedeutenden Sammlungen auf dem europäischen Kontinent dar. Die Erschließung des Bestandes wird seit 1996 von Hermann Süß und Heike Tröger mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt.
Die altjiddischen Drucke
Die fast 400 Titel der Edition bieten einen Querschnitt durch die jiddische Buchgeschichte bis ins 19. Jahrhundert mit zahlreichen Rarissima und Unikaten, beginnend mit dem ersten bekannten jiddischen Druck Mirkevet ha-Mishne, Krakau 1534. Unter den Bibelübersetzungen bzw. Bibelparaphrasen findet sich die Ausgabe Konstanz 1544 ebenso wie die Übersetzungen von Blitz und Witzenhausen. Von den drei Ausgaben der Tsene-rene im Bestand sind zwei erstmals hier nachgewiesen (Frankfurt a.M. 1685, Sulzbach 1702), und die dritte (Fürth [Pseudo-Amsterdam] 1761) scheint überhaupt nur in Rostock vorhanden zu sein. Eine Seltenheit unter den Gebetbüchern ist ein hebräischer Siddur mit jiddischen Passagen, erschienen 1560 in Mantua. Auch etliche der Ausgaben von Erbauungs- und Volksliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts aus verschiedensten Druckorten von Wandsbeck bis Venedig und Frankfurt (Oder) bis Frankfurt (Main) sind kaum bekannt bzw. Unikate, so auch die jiddische Ausgabe des Keter Malkhut von Salomo Ibn Gabirol (Venedig 1600).
Der zeitliche Schwerpunkt der Rostocker Bestände liegt im 18. Jahrhundert. Damit bilden sie in gewisser Weise die Fortsetzung der Büchersammlung aus dem 17. Jahrhundert von J. C. Wagenseil (1633–1707), der genau 100 Jahre vor Tychsen lebte.
Jiddische Philologie
Im Mittelpunkt der jiddischen Philologie stehen Werke, die die Auseinandersetzung christlicher Gelehrter mit dem Judentum widerspiegeln. Bereits seit dem 16. Jahrhundert erregte das Taitsch der Juden, durchsetzt mit Hebraismen und mit hebräischen Buchstaben geschrieben, deren Aufmerksamkeit. Häufig verbanden sie Werke zur hebräischen Sprachlehre oder Grammatik mit Einführungen in das Jüdisch-Deutsche, wie zum Beispiel um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert Joh. Buxdorf und Elias Schade sowie der bisher wenig beachtete Thomas Blebel jun.
Missionsschriften
Der Nachlaß Tychsens zeigt eine deutliche durch den Pietismus geprägte missionarische Tendenz. So bilden die Traktat- und Bibeldrucke des Callenbergischen Institutum Judaicum in Halle (1728–92) einen wichtigen Teil der Sammlung. Mit über 30 Titeln befinden sich hier mehr als zwei Drittel der jiddischen Missionstraktate des Instituts, etliche in mehreren Auflagen und je nach Adressatenkreis zum Teil mit lateinischem Titel und Vorwort oder vollständig in Jüdisch-Deutsch bzw. Deutsch in hebräischer Schrift.
Taschenkalender
Bemerkenswert ist eine Sammlung von 69 jüdischen Taschenkalendern in mehr als 80 Exemplaren, die im Zeitraum von 1712 bis 1814 in Altona, Amsterdam, Berlin, Frankfurt (Oder), Fürth, Hamburg, Jessnitz und Sulzbach erschienen sind. Taschenkalender wurden als Gebrauchsliteratur von Bibliotheken meist nicht gesammelt. Sie bieten jedoch volkskundlich und volksmedizinisch interessante Informationen, wobei die Analogie zu den christlichen Kalendern offensichtlich ist.
Einblattdrucke
Zur Sammlung gehören drei traditionelle Einblattdrucke des 17./18. Jahrhunderts. Daneben gibt es eine Serie von Flugblättern aus der Zeit der 1848er Revolution, die Jiddisch als Mittel der politischen Satire gebrauchen.