Wiener Theaterzeitung
Wiener Theaterzeitung
1806 – 1860
hg. von Alfred Estermann
zusammen 49.077 Seiten und ca. 800 Beilagen auf 532 Mikrofiches
1998, ISBN 3-89131-296-2
Diazo negativ: EUR 3.480,–
(ohne Mwst.)
/ EUR 4.141,20
(inkl. Mwst.)
Silber negativ: EUR 4.176,–
(ohne Mwst.)
/ EUR 4.969,44
(inkl. Mwst.)
Dreierlei ist an der Wiener Theaterzeitung, die über ein halbes Jahrhundert, von 1806 bis 1860, erschien, bemerkenswert.
Erstens stimmt im Titel, genau genommen, nur der Herkunftsort. Weder handelt es sich um eine Zeitung, von der politische Nachrichten und Kommentare erwartet werden dürfen, die in diesem Falle jedoch, von einem saisonbedingten Intermezzo 1848/49 abgesehen, völlig ausgeschlossen waren; es handelt sich vielmehr um eine, wenn auch mehrmals wöchentlich erscheinende, Zeitschrift. Noch widmete sich die Redaktion ausschließlich dem Thema Theater, schon im zweiten Erscheinungsjahr lautete der Titel Zeitung für Theater, Musik und Poesie, von da an füllte man die Spalten mit einer umfassenden Kultur- und Entertainment-Berichterstattung aus der Kulturmetropole Wien und aus allen anderen wichtigen europäischen Kapitalen.
Zweitens konnte man, trotz der sonst nigendwo zu verzeichnenden Häufigkeit des Titelwechsels (immerhin zwanzigmal in 4 Jahren), eine bemerkenswerte Lesertreue verzeichnen, mit einer Auflagenhöhe von damals außerordentlichen 5.000 bis 6.000 Exemplaren und einem Verbreitungsgebiet, das mit dem deutschen Sprachraum identisch war.
Und drittens war das Blatt führend in publizistischen Innovationen: von der allmählichen Formatvergrößerung, der Einführung des Schnellpressendruckes, dem Aufbau eines eigenen Korrespondenten-Netzes bis zu den publikumswirksamen Farbkupfer-Beilagen.
Damit brachte es dieses Periodicum, das zugleich das Lebenswerk ihres einzigen Redakteurs, Adolf Bäuerle, darstellt (und daher, bei so vielen Umbenennungen, von den Zeitgenossen der Einfachheit halber als Bäuerles Theaterzeitung zitiert wurde) zu bemerkenswerten Leistungen auf dem Gebiet der feuilletonistischen Unterhaltungs- und Informationspresse. Ohne jeden Zweifel ist die Wiener Theaterzeitung damit eines der europäisch führenden Blätter des Vormärz und noch lange danach: ein schwer überschätzbares historisches Quellenmassiv für die Gebiete Theater, Musik, Literatur, Mode und Geselligkeit, ein kulturgeschichtlicher Thesaurus voller Theaterkritiken, Aufsätze und Studien, mit Dramentexten, Prosa und Lyrik, aber auch mit Aktualitäten in jeder, meist kurzen Form (als Motto dienen könnte die Rubrik »Geschwind, was gibt's Neues?«).
Erst eine Gesamtausgabe der heute selten gewordenen, in wenigen Bibliotheken nur noch bruchstückhaft erhaltenen Zeitschrift macht die redaktionelle Leistung angemessen deutlich, die hier auf vielen tausend Seiten gespeichert ist.
Alfred Estermann